Das Astrojahr 2022


Das Jahr 2022 ist ein Normaljahr mit 356 Tagen. Astronomisch haben die kommenden zwölf Monate einiges zu bieten. Die hellen Planeten verabschieden sich gleich zu Jahresbeginn vom Abendhimmel und werden nach und nach in der Morgendämmerung sichtbar. Bei ihrem Übergang vom «Abend-» zum «Morgenstern» ist Venus um den 9. Januar herum vorübergehend sowohl abends wie auch morgens zu sehen, da sie rund 5° nördlich an der Sonne vorbeizieht. Treffen im Februar Merkur, Venus und Mars aufeinander, sind es im März Venus, Saturn und Mars, und Ende April, Anfang Mai steht uns eine enge Jupiter–Venuskonjunktion bevor, während uns Merkur im April eine ausgesprochen gute Abendsichtbarkeit bietet. Ein erster Höhepunkt im Jahr 2022 ist die totale Mondfinsternis am Morgen des 16. Mai, welche wir hierzulande bei klarem Wetter bis zum Totalitätsbeginn über dem Südwesthorizont beobachten können. Am 31. Mai kommen sich Jupiter und Mars sehr nahe. Im Juni sind dann Venus und Merkur gemeinsam am Morgenhimmel zu sehen. Jupiter und Saturn gehen im Laufe des Sommers immer früher auf, und auch Mars können wir ab August nach Mitternacht immer heller beobachten. Um die Mittagszeit des 25. Oktobers erwartet uns in Europa eine partielle Sonnenfinsternis, bei der rund ein Fünftel der Sonnenscheibenfläche durch den Neumond bedeckt werden. Der Herbst steht dann ganz im Zeichen des Roten Planeten Mars, der immer auffälliger leuchtet und seiner Opposition am 8. Dezember entgegenstrebt. Der Zufall will es, dass der am selben Tag eintretende Vollmond den Planeten bedeckt! Auch Uranus wird in diesem Jahr zweimal hinter dem Mond verschwinden, am 14. September und am 5. Dezember. Diese beiden Ereignisse sind jedoch nur teleskopisch zu beobachten.


Daten

In dieser Darstellung sind das ganze Astronomiejahr 2022, respektive die Sichtbarkeiten der Planeten dargestellt. Links sehen wir die Monatsdaten, oben sind die Nachtstunden in Mitteleuropäischer Zeit MEZ, unten in Sommerzeit MESZ angegeben. Die Sonnenauf- und -untergangslinie verengt sich im Hochsommer, was durch die frühen Sonnenauf- und die späten Sonnenuntergänge im Juni erklärt werden kann. In der Dämmerungszone (orange und hellblau) sehen wir die Morgen- und Abendsichtbarkeiten der beiden inneren Planeten Merkur und Venus. Bei den äusseren Planeten (Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun) sind die Kulminationszeiten angegeben. Bei Mars sind in diesem Jahr zwei Linien eingezeichnet, einmal die Aufgänge des Roten Planeten sowie die Kulminationszeiten.

Wir sehen also, dass Venus Anfang Januar zuerst noch kurz abends, dann aber rasch morgens sichtbar wird und bis Ende Oktober als «Morgenstern» vor Sonnenaufgang beobachtet werden kann. Erst zum Jahresende taucht sie wieder am Abendhimmel auf. Merkur wechselt immer zwischen Abend- und Morgensichtbarkeit hin und her. Je mehr er sich von der Sonnenauf- oder -untergangslinie entfernt, desto besser fällt seine Sichtbarkeit aus, etwa im April/Mai (abends) und im Oktober (morgens). Die äusseren Planeten Saturn und Jupiter werden erst in der zweiten Jahreshälfte am Nachthimmel sichtbar. Ganz unten sehen wir etwa die orange Linie von Mars mit dem Zeichen für die Opposition. Am selben Ort ist auch der Vollmond zu sehen: Es kommt am 8. Dezember zu einer Mars-Bedeckung!